Die Dorfkirche Tischardt ist das älteste Gebäude im Freilichtmuseum. Sie stammt aus der Zeit vom Ende des 15. Jahrhunderts. Über die Jahrhunderte wurde die Kirche mehrfach renoviert und umgebaut.
Die evangelische Kirche von vorne.
Seitenansicht der Dorfkirche, mit der Außentreppe zur Empore.
Die Dorfkirche Tischardt von außen.
Die Glocke
Kirchenglocken spielten früher eine zentrale Rolle, weniger zur Zeitanzeige, da die Uhren in jedem Dorf unterschiedlich gingen, sondern als Informationsquelle. Sie kündigten Gebetszeiten, Festtage, Todesfälle sowie Gefahren wie Feuer oder Unwetter an. Das „Sturmläuten“ diente als Signal, während dem „Wetterläuten“ die Kraft zugeschrieben wurde, Gewitter zu vertreiben. Der vertraute Klang der Glocken stärkte das Gemeinschaftsgefühl und verband die Menschen über weite Distanzen hinweg.
Der Kirchhof
Um die Dorfkirche herum liegt der Museumskirchhof. Kein wirklicher Kirchhof, aber die Anlage deutet heute im Museum an, was früher gang und gäbe war. Die Friedhöfe, gerade auf den Dörfern, lagen um die Kirchen herum. Daher auch der Name: Kirch-Hof oder auch Kirch-Friedhof.
Die Menschen hatten den Wunsch, möglichst dicht am geweihten Altar und an den Reliquien begraben zu werden. Bestattungen fanden deshalb um die Kirchen herum statt. In vielen Dörfern haben sich Kirchfriedhöfe rund um die alten Dorfkirchen bis heute erhalten.
Der Kirchenraum
Kein Raum im Dorf ist wie der Kirchenraum. Er ist hoch, er ist groß und er ist für alle da. Seine religiöse Bestimmung macht ihn erst recht einzigartig.
Das ganze Leben eines jeden Dorfbewohners durchläuft diesen Raum. Und zwar jede Woche, aber auch das ganze Jahr über zu allen Kirchenfesten. All die Taufen, Heiraten oder Begräbnisse, die so elementar das Dorfleben prägen, haben hier ihren Ort. Und das alles unter dem Zeichen der christlichen Religion, die unangefochten das Weltbild der Menschen prägte.
Ein Blick auf die Empore und die Kirchenbänke.
Blick von den Bänken auf den Altarbereich der Dorfkirche.
Die Kirche ist der Dreh- und Angelpunkt der Dorfgemeinschaft. Hier ist sie, wenn überhaupt, nur mit ihrem weltlichen Partner vergleichbar: dem Wirtshaus.
Die Empore
Eine Empore wie in der Tischardter Kirche lässt nur die evangelische Konfession zu, da sie in den Altarraum hineinragt. Dass es sich bei dieser Empore um einen späteren Einbau handelt, zeigt sich deutlich daran, dass sie einfach vor ein der vorhandenen Fenster gesetzt wurde. Dies scheint beim Umbau nicht ins Gewicht gefallen zu sein. Vielmehr ging darum, ausreichend Platz für die Schar der Gläubigen zu schaffen.
Martin Luther
Martin Luther lebte von 1483 bis 1546. Er war Mönch des Ordens der Augustiner-Eremiten und Professor der Theologie. Vor allem aber geht auf ihn die kirchliche Reformation zurück. Seine berühmten 95 Thesen und seine reformierte Kirchenlehre lösten – gegen seine Absicht – die Spaltung der Kirche aus. Seither existieren die römisch-katholische und die lutherisch- evangelische Kirche nebeneinander.