Der Achtele-Sepp

Wer bis etwa 1980 beim Bürgermeister von Bubsheim vorstellig wurde, traf das „Schultheißenamt“, also die Amtsräume der Gemeindeverwaltung im Obergeschoss, in genau der Einrichtung an, wie es heute im Museum zu sehen ist. Josef Stier war es, der als gestandener Dorfschultes und als letzter seiner Art die Geschicke der Heuberggemeinde Bubsheim aus diesen Räume und auf diese Art gelenkt hatte.

Von Akten umgeben saß er an der Stirnseite des großen Ratstisches, gegenüber der Eingangstür. „Supplikanten“ (Bittsteller), die ihr Anliegen vortrugen, nahmen an der Längsseite auf der Bank Platz.

Von seinem geschickt gewählten Amtssitz aus hatte der „Schultes“ übrigens ständig den Eingang des Gasthauses „Bären“ im Auge – er wusste also immer, wer im Wirtshaus ein- und ausging. Er selbst stand dem „Bären“ und der Geselligkeit durchaus nicht ablehnend gegenüber, trug er doch den wohlwollenden Übernamen „Achtele-Sepp“.

Schreibzimmer mit Holzschreibtisch, Schreibmaschine und Telefon im Schul- und Rathausgebäude.
Schreibzimmer mit Schreibtisch und Schreibmaschine des Rathauses.
Ein einfacher, langer Tisch mit langen Holzbänken in einem Raum mit weißen Wänden und großen Fenstern. An der Wand hängt ein Porträt.
Das Ratszimmer mit Tisch und Bänken für Besprechungen.
Holztreppe mit Geländer, die ins obere Stockwerk führt.
Treppenhaus des Schul- und Rathausgebäudes.

Rathaus auf dem Dorf

In dem Raum hinter dem Ratszimmer befand sich die Gemeindekasse. Hier war auch der Schreibtisch, an dem der Gemeindeschreiber oder die Sekretärin des Bürgermeisters Platz fanden. Für gemeinsame Sitzungen der Bürgerlichen Kollegien (Bürgerausschuss und Gemeinderat) konnten die beiden Amtsräume durch die bewegliche hölzerne Klappwand zu einem größeren Saal erweitert werden.

Diese beiden Räume – Ratszimmer und Gemeindekasse – mit der dargestellten Möblierung reichten aus, um bis 1980 etwa eine Gemeinde wie Bubsheim verwalten zu können.

In den Innenräumen des Rathauses hat sich jahrzehntelang nichts verändert. Noch heute kommen Besucher ins Freilichtmuseum, die entweder beruflich oder privat mit dem letzten Schultes von Bubsheim zu tun hatten. Nicht wenige etwa wurde in dieser Amtsstube an dem langen Tisch getraut.

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Erwin Ulmer berichtet von der vielfältigen Nutzung des Hauses und erzählt wie der Bürgermeister zu seinem Spitznamen gekommen ist.

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Einfaches Zimmer mit Holzbett unter einer Schräge, kleine Fenster lassen Licht herein.
Kleines Arrestzimmer mit einem einfachen Holzbett.

Das Dorfgefängnis

Wer landete im Arrest? Und für wie lange? Ursprünglich hatte der Gemeinderat das Recht und die Aufgabe, Strafen zu verhängen. Das betraf kleinere Vergehen aus dem Dorfalltag. Beleidigungen, Schlägereien, Alkohol im Übermaß … und schon konnte man für ein paar Stunden oder Tage im Arrest landen.

Der Bubsheimer Arrest verfügt über einen (von außen beheizten) Ofen, ein Bett und einen Notstuhl. Einmal abgesehen von der kargen Kost gab es für Leute, die ungemein hart arbeiten mussten, wohl schlimmere Aussichten. Die Schande, im Arrest gelandet zu sein, machte die eigentliche Strafe aus.