Schulkinder
Alle Kinder, die in Bubsheim zur Schule gingen, waren Bauerskinder. Sie mussten vor allem dann, wenn es viel Arbeit auf den Höfen gab – also im Sommer -, mithelfen. Die Landwirtschaft war immer wichtiger als die Schule. Darauf hatten sich auch die Lehrpläne eingerichtet. So gab es eine „Sommerschule“ mit weniger vollen Stundenplänen – und eine „Winterschule“ mit intensiverem Schulbesuch.
Die Bubsheimer Schule verfügte über zwei Schulzimmer, also gab es auch nur zwei Schulklassen. In der „Unteren Klasse“ fanden die Erst- bis Drittklässer zusammen. Die „Obere Klasse“ umfasste die Stufen vier bis sieben.
Der Schulalltag
Die Strafen in der Schule
Im Vergleich zu heute unterschied sich die Schule von Bubsheim neben dem Zwei-Schulklassen-System vor allem durch die harten Strafen. „Tatzen“ waren Schläge mit dem Rohrstock auf die Finger, beim „Hosenspanner“ traf es den Rücken oder den Allerwertesten. Solche Prügelstrafen waren bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts erlaubt – ein heute zurecht verbotenes Kapitel der Schulgeschichte.
Lehrer auf dem Land
Lange Jahrzehnte genossen die Dorflehrer unter den Bauern wenig Ansehen. Die Lehrerwohnung im Freilichtmuseum ist auf die Zeit um 1900 eingerichtet. In dieser Zeit jedoch gehörte der Lehrer mittlerweile – zusammen mit dem Pfarrer und dem Schultheißen – zur Dorfobrigkeit. Dementsprechend hat er seine Wohnung eingerichtet. Sie sieht eher nach städtischen Bürgertum als nach Bauernhaus aus. Seine Geltung bewahrte den Lehrer jedoch nicht davor, sein Dasein auch als Landwirt fristen zu müssen. Für ihn galt wie für alle: Landwirtschaft heißt (Über-)Leben.
Die Schiefertafel
Bis ins 20. Jahrhundert war die Schiefertafel ein zentrales Werkzeug für Grundschüler. Die dunkle Schieferplatte, meist mit Linien- und Karomuster, wurde für Schreiben und Rechnen genutzt und durch einen Holzrahmen geschützt. Zerbrach sie, war das für arme Familien oft ein Problem. Der Griffelkasten, ein kleines Holzkästchen, bewahrte die Griffel auf, mit denen die Tafel beschrieben wurde. Und noch etwas gehört zwingend zur Schiefertafel: ein Schwamm. Ihn brauchte man, um die vollgeschriebene Tafel blankzuputzen.
Wohnen in der Schule
Der Hauptlehrer wohnte mit seiner Familie in der Schule. Das bedeutete zunächst, dass unter dem Dach des Gebäudes nicht nur Rathaus und Schule, sondern auch eine Wohnung und eine Landwirtschaft Platz finden mussten.
Eines sollten wir dabei nicht vergessen: Wer aus Bubsheim zum „Schultes“ – wie der Bürgermeister im Dialekt heißt – wollte, musste unweigerlich an der Lehrerwohnung vorbeilaufen. Täglich stürmten auf diesem Weg auf die Schulkinder ein und aus – und das nicht gerade leise, wie man annehmen darf. Der Lehrer und seine Familie lebten in diesem Trubel mittendrin – quasi im öffentlichen Raum. Eines kannte das Leben und Wohnen der Lehrersfamilie also kaum: eine Sphäre der Privatheit.
In der Lehrerwohnung allerdings konnten die Leute sehen, wie gehobenes bürgerliches Wohnen aussieht. Beim Lehrer stand der Tisch – mit Tischtuch! – in der Mitte auf einem Teppich; Stuckelemente verschönerten die Decke; es gab ein Ledersofa; Bücher (in denen auch gelesen wurde!) zierten den Raum; und nicht zu vergessen die vaterländischen Bilder aus Wilhelminischer Zeit an der Wand.
Der Hilfslehrer
In Dorfschulen wie der aus Bubsheim gab es neben dem Hauptlehrer immer auch einen Hilfslehrer, „Provisor“ genannt – heute vergleichbar mit einem Referendar. Eigentlich hätte die Lehrersfamilie den Hilfslehrer bei sich aufnehmen müssen. Ende des 19. Jahrhunderts herrschte in der Lehrerswohnung jedoch enormer Platzmangel. So zog die Gemeinde kurzerhand in einem der Klassenzimmer einen Verschlag ein. Ein Bett und ein Tisch mussten genügen, um dem Provisor – zumindest nachts – eine Bleibe zu verschaffen.
Auf hoher See
Trotz der Wasserknappheit auf der Schwäbischen Alb konnte es passieren, dass nach einem Sturzregen der große Gewölbekeller des Schul- und Rathauses volllief. Der gestampfte Lehmboden ließ das Wasser dann längere Zeit nicht ablaufen. Heute erinnern sich hochbetagte Männer, wie sie als Schuljungen diesen Zustand für sich nutzen. Sie drehten einen Tisch um und konnten darauf dann „Bootle fahren“. Ein seltenes Vergnügen für Lausbuben auf der Schwäbischen Alb! Nebenbei: Wäre eine solche Aktion heutzutage überhaupt noch denkbar?




