Die Räume, die eine Bauersfamilie zur Verfügung hatte, nutzen die Mitglieder alle gemeinsam.
In der Wohnstube wurde gegessen, gearbeitet, zusammengesessen – vor allem im Winter, denn nur hier es warm. Die Küche diente allen Hofmitgliedern. Und die Schlafkammern wurden belegt, je nach Bedarf. Mit anderen Worten: Individuelle Rückzugsräume, ohne die wir heute kaum leben können, suchen wir hier vergeblich.

Und auch das gehörte zum Bauernleben früher dazu: Im Winter war das Bettzeug oft schon leicht gefroren, wenn man zu Bett ging, denn die Kammern blieben unbeheizt. Die „Biehle“-Bewohner hatten es diesbezüglich gut – die Kammern grenzten an die warmen Stuben an. Die meiste Zeit bewohnten zwei Familien das Haus „Biehle“. Derart beengtes gemeinsames Wohnen, Leben und Arbeiten bot ohne Zweifel viel Anlass für Konflikte. Es wird schon irgendwie gegangen sein
Blickt man auf das Leben der „Biehle“-Familien im 19. Jahrhundert, so fällt auf, dass sehr viele Kinder zur Welt kamen, aber nur wenige überlebten. Da gibt es etwa eine Familie mit 12 Geburten – und nur sechs Kinder wurden groß. Und auch das gilt es zu bedenken: Nicht jeder hatte unter solchen Bedingungen ein eigenes Bett.

Harte Arbeit
Auch in der Scheune treffen wir auf vieles, das sich über Jahrhunderte kaum verändert hat. Die Form des Einhauses bringt es mit sich, dass alles, was im Haus gelagert werden soll, in die Stauräume hoch bis unters Dach geschafft werden muss. Dafür gab es das „Obertenloch“. Im Dachspitz hing eine Umlenkrolle. Ein umlaufendes Seil mit einem Haken vervollständigte den Handaufzug. Holz, Heu, Stroh oder Getreidevorräte mussten irgendwie, aber immer mit Muskelkraft, nach oben verfrachtet werden.

In der Scheune zeigt sich aber auch die neue Zeit schon deutlich. Eine kleine Dreschmaschine und eine Putzmühle erleichtern in der Zeit Anfang des 20. Jahrhunderts die harte Arbeit für die Menschen um ein Vielfaches. Grundlage ist der elektrische Strom im Haus. Mit ihm wird ein zentraler Elektromotor betrieben. Über eine Transmission – Kraftübertragung mittels Achsen und Holzrädern, auf denen breite Riemen aufliegen – kommen die neuen mechanischen Maschinen in Gang.
Schuhmacher-„Werkstatt“
Darf man es „Werkstatt“ nennen, wenn ein Schuhmacher inmitten der Wohnstube des Bauernhauses – wohlgemerkt der ständige Aufenthaltsort für die gesamte Familie – arbeitet?
Den Schuhmacher selber kümmerte das wohl wenig. Einen Arbeitsplatz wie den, der in der „Biehle“-Stube eingerichtet ist, konnte man in dieser Zeit oft in den Bauernhäusern der Gegend antreffen. Die Landwirtschaften waren oft zu klein, um eine mehrköpfige Familie solide zu ernähren. Ein Zubrot musste her. Die Schuhindustrie bot hier vielen Familien die Möglichkeit, etwas in Zuarbeit dazu zu verdienen. Wenn dies auch auf Kosten der Wohnstube ging, das war auszuhalten.
Ende des 19. Jahrhunderts zogen sogar zwei Schuhmacher-Familien – zwei Brüder – in das „Biehle“-Haus ein.
Leben und Versorgen
Die Bauern früher waren allermeist Selbstversorger. Aus heutiger Sicht mag das romantisch und nachhaltig klingen. Leben in der bäuerlichen Welt spielte sich aber über Jahrhunderte an der Grenze zum Über-Leben ab.

Eine Bauersfamilie hatte nur das, was ihre Felder, Äcker, Gärten und die Tiere hergaben. Das alles in unmittelbarer Abhängigkeit von den Launen der Natur!
Das bedeutet: Die Familie erwirtschaftet ihre Lebensgrundlage zusammen und lebt zusammen davon. Die Familie litt also auch in schlechten Zeit schlicht gemeinsam Hunger. Schlechte Ernten mit einem Supermarktkauf ausgleichen – das gab es nicht.

Das Butterfass

Die Tiere vom Haus „Biehle“
